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Gelenkverschleiß/Arthrose

Unter Arthrose, versteht man den krankhaften Verschleiß des Gelenkknorpels, eine weitverbreitete Erkrankung. Eine einmal eingetretene Arthrose ist nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand noch nicht rückgängig zu machen, daher ist es bei der Behandlung der Arthrose so wichtig, frühzeitig und konsequent ein Fortschreiten zu verhindern.

Die Arthrose ist eine Erkrankung des Gelenkknorpels, die ohne Behandlung unterschiedlich schnell fortschreiten und zur völligen Zerstörung eines oder mehrerer Gelenke führen kann. Arthrose bedeutet eine erhebliche Einschränkung der Bewegungsfähigkeit und damit der Lebensqualität.

 

 

Arthrose ist fortschreitender Gelenkverschleiß: Über viele Jahre wird die gleitfähige Knorpelschicht im Gelenk abgerieben. Später führt Arthrose auch zu schmerzhaften Veränderungen an den Knochen bis hin zur schmerzhaften Einsteifung des Gelenks im Endstadium. Wir wollen in diesem Artikel Arthrose nicht nur als schicksalhaften, unaufhaltsamen Gelenkverschleiß darstellen. Stattdessen stehen bei uns die gelenkerhaltenden Therapiemöglichkeiten im Vordergrund: Werden diese gelenkerhaltenden Therapien rechtzeitig angewendet, können wir Arthrose stark verzögern und manchmal sogar ganz beenden. Voraussetzung der gelenkerhaltenden Arthrosetherapie ist stets eine genaue Diagnose der Ursache. Je früher der konkrete Grund für die Arthrose fachärztlich geklärt wird, umso vielfältiger sind die Behandlungsmöglichkeiten zum Gelenkerhalt.

 

Alle Gelenke des menschlichen Körpers können von Arthrose befallen sein. Bei Arthrose wird der für die Gelenkbeweglichkeit und Dämpfung essentielle Gelenkknorpel abgebaut. Das Gelenk schmerzt, kann sich entzünden und versteift.

Ursachen und Risikofaktoren

Arthrose ist immer die Folge einer Überbelastung der Gelenkflächen. Die von Natur aus geringe Regenerationsfähigkeit dieses Gewebes wird überfordert. Weil Muskeln die Gelenke entlasten und Stöße abfangen, begünstigt auch eine schlecht trainierte Muskulatur, vor allem in Verbindung mit Übergewicht, die Entstehung von Arthrose in allen Gelenken.

Fettgewebe belastet die Gelenke nicht nur wegen des höheren Körpergewichts: Die biochemische Aktivität von Fettgewebe, vor allem von Bauchfett, erhöht die allgemeine Entzündungsneigung im gesamten Körper, aber auch in den Gelenken. Entzündungsprozesse fördern direkt den Knorpelabbau und beschleunigen so die Erweichung des Gelenkknorpels. Reichlich vorhandenes aktives Fettgewebe verstärkt über biochemische Regelkreise den Knorpelabbau in den Gelenken.

Eine erhöhte Arthroseneigung wird auch häufig als erbliche Belastung in Familien weitergegeben.

Knorpel werden nicht durchblutet, sondern über einen passiv bewegten Strom aus Gewebsflüssigkeit ernährt. Bewegung ist also eine natürliche Pumpe für diesen Prozess. Wegen des wesentlichen Einflusses der Bewegung auf die Knorpelregeneration ist auch Bewegungsmangel – und nicht nur Überlastung der Gelenke – ein Auslöser der Arthrose.

Eine stark verminderte Knochendichte (Osteoporose) ist ebenfalls ein Risikofaktor für Arthrose: Je geringer die Knochendichte, umso höher ist die Arthroseneigung bei Osteoporosepatienten.

 

Risikofaktoren:

  • Muskelschwäche
  • Bewegungsmangel
  • Fehlstellungen (Dysplasie im Hüftgelenk oder X-Bein- bzw. O-Beinstellung im Knie)
  • Knorpeltrauma (Unfall)
  • gelenknahe Frakturen
  • Übergewicht
  • mangelnde Bewegungskoordination und Selbstwahrnehmung (neurologische Ursachen, Alter)
  • erbliche Faktoren
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Knochennekrose (Absterben des Knochens wegen Durchblutungsstörungen)

Arten der Arthrose:                    Einteilung nach Gelenk

  • Wirbelsäulenarthrose (Facettengelenksarthrose)

Die Facettengelenke, die jeweils die Dornfortsätze der Wirbelkörper gelenkig miteinander verbinden, können verschleißen.

  • Spinale Stenose

Die Bandscheiben der Wirbelsäule können degenerieren und die Beweglichkeit der Wirbelkörper gegeneinander erhöhen. Die Wirbelsäule reagiert darauf mit Knochenneubildung (Spondylophyten), die die Überbeweglichkeit der Wirbelsäule durch die natürliche knöcherne Versteifung wieder aufhebt.

  • Schulterarthrose (Omarthrose):

Die Schulterarthrose tritt relativ selten auf. Die Patienten mit Arthrose in der Schulter sind meistens älter als Patienten mit Arthrose der unteren Extremitäten.

  • Hüftarthrose (Coxarthrose):

Arthrose des Hüftgelenks

  • Fingerarthrose (Heberdenarthrose):

Arthrose der Fingergelenke und des Daumensattelgelenks

  • Kniearthrose (Gonarthrose):

Gonarthrose ist die Arthrose des Kniegelenks. Die Kniearthrose kann im ganzen Gelenk auftreten oder lediglich in einer Kammer des Kniegelenks: Die mediale Arthrose im Knie betrifft das innere Kompartiment, die laterale Arthrose liegt an der Außenseite des Kniegelenks und die retropatellare Arthrose ist hinter der Kniescheibe lokalisiert.

  • Arthrose im Sprunggelenk:

Die Arthrose im Sprunggelenk tritt bereits bei relativ jungen Patienten auf, häufig als Folge von Sportunfällen.

  • Arthrose des Großzehengrundgelenks (Hallux rigidus):

Meist als Folge eines Spreizfußes mit Hallux valgus kann sich die Großzehengrundgelenksarthrose entwickeln.

Symptome der Arthrose:

Symptome der Arthrose:

  • zunehmende Versteifung des Gelenks
  • schnellere Ermüdung
  • schlechtere Bewegungskoordination
  • Anlaufschmerz am Morgen oder nach Ruhe
  • belastungsabhängiger Gelenkschmerz
  • später auch Ruheschmerzen
  • Gelenkerguss (entzündliche Schwellung)
  • Deformation des Gelenks nach Knorpelverlust
  • zunehmende Reibegeräusche bei der Bewegung

Stellenwert der entzündlich aktivierten Arthrose

Die aktivierte Arthrose hat eine besonders knorpelabbauende Wirkung. Daher ist die möglichst schnelle Entzündungsreduktion von strategischer Bedeutung. In einem schmerzhaft entzündeten Gelenk ändert sich das biochemische Milieu: Aus einer schleichenden Arthrose wird eine stark beschleunigte Arthrose. Als Begleiterscheinung des entzündlichen Prozesses wird der Gelenkknorpel wesentlich schneller abgebaut.

Der exakte Verlauf der Arthrose ist zwischen den einzelnen Patienten sehr verschieden. In fortgeschrittenen Fällen von Arthrose degeneriert der Knorpel vollständig: Eine sogenannte "Knochenglatze" – von Knorpel völlig befreiter Knochen – legt die knöchernen Gelenkflächen frei. Die Stoßdämpferfunktion des Knorpels im Gelenk geht damit unwiederbringlich verloren.

Wodurch entstehen Gelenkschmerzen bei Arthrose?

Der Gelenkknorpel ist selbst weder durchblutet noch innerviert (von Nerven versorgt). Ohne Schmerzfühler im Knorpelgewebe als Frühwarnsystem kann die Knorpeldegeneration lange Zeit ohne spürbare Symptome voranschreiten. Die ersten Schmerzsymptome treten meist erst dann auf, wenn bereits der Knochen unter dem Knorpel angegriffen ist.

Der Verlust des Knorpels führt zu einer vermehrten mechanischen Belastung des Gelenks. Die Reibung im Gelenk nimmt deutlich zu. Die Druckbelastung des angrenzenden Knochens steigt rapide an. Im Laufe der Gelenkerkrankung wird die Entzündung im Gelenk immer stärker.

Die Gelenkentzündung entsteht bei der primären Arthrose durch den Abrieb im Gelenk. Sie wird durch eine Entzündung der Gelenkschleimhaut unterhalten (sog. Synovialitis oder Gelenkschleimhautentzündung). Je mehr Abrieb gebildet wird, desto stärker entzündet sich das Gelenk. Mit der Entzündung beschleunigt sich die Knorpelerweichung. Weicher Knorpel wird wiederum stärker abgerieben. Weil die Gelenkschleimhaut die für das Gelenk lebenswichtige Gelenkschmiere bildet, geht auch die Knorpelernährung durch die Entzündung der Gelenkschleimhaut zurück.

Stadieneinteilung der Arthrose

  • Stadium 1: Die Knorpelschicht raut sich auf und bekommt kleinere Einrisse.
  • Stadium 2: Der durchsichtige wasserhaltige Knorpel wird durch Faserknorpel (Narbengewebe) ersetzt, der keine Knorpelzellen mehr enthält. Das Knochengewebe unter dem Knorpel kann nekrotisch werden (absterben) oder Zysten (Hohlraum im Gewebe) bilden.
  • Stadium 3: Die Knorpeldefekte im Gelenk reichen vertikal bis auf den Knochen. Es entsteht immer mehr bindegewebiges Narbengewebe.
  • Stadium 4: Eine Knochenglatze tritt auf, sodass Knochen auf Knochen reibt. Die Knochen im Gelenk deformieren sich und flachen ab. Am Rand des Gelenks bilden sich Knochensporne (Osteophyten).

Therapie bei Arthrose

Die Behandlung der Arthrose verfolgt normalerweise die üblichen Behandlungsziele für chronische Krankheiten: Die wirksamste Methode der Arthrosetherapie ist die Vorbeugung. Wenn die Arthrose einmal begonnen hat, behandelt man sie als chronische Krankheit nicht mit dem Ziel der Heilung, sondern mit dem Ziel der Linderung und Verlangsamung. Der Arzt kann lediglich den weiteren Verlauf positiv beeinflussen und erträglicher gestalten. Vor allem Physiotherapie und Schmerztherapie fallen in diesen Bereich.

Arthroseprävention und Arthrosetherapie sind nicht klar voneinander abgetrennt: Alle Maßnahmen, die geeignet sind, Arthrose zu verhindern (Prävention), sind auch geeignet, bereits aufgetretene Arthrose im weiteren Verlauf abzumildern (Therapie).

Das betrifft auch die Empfehlungen für arthrosegerechte Ernährung und gelenkfreundlichen Sport. Gelenkfreundlich bedeutet vor allem wenig Last bei viel Bewegung. Ideal sind Radfahren oder Schwimmen.

 

Auch in der Alternativmedizin gibt es zahlreiche Verfahren, deren Wirkung bei Arthroseschmerzen inzwischen gesichert ist. Vor allem Yoga und Akupunktur sind wissenschaftlich nachweisbar wirksam gegen Arthroseschmerzen.

Die medizinische Behandlung der Arthrose durch einen Spezialisten ist also sehr individuell: Sie richtet sich nach dem Verlauf, den bekannten Ursachen und dem individuellen Stadium der Arthroseerkrankung.

 

Konservative Behandlung von Arthroseschmerzen

  • medikamentöse Therapie mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln ("NSAR")
  • Ernährungsberatung und Gewichtsreduktion
  • Schuhzurichtung oder Einlagen
  • Injektionsverfahren
  • Muskeltraining und Physiotherapie
  • physikalische Therapie

Die Behandlung von Arthrose gehört zu den schwierigsten Kapiteln in der Orthopädie. Arthrose ist eine chronische Erkrankungen. Das bedeutet, wenn der Krankheitsprozess begonnen hat, kann man ihn noch beeinflussen, aber nicht mehr ganz stoppen.

Die einzige Ausnahme: Wenn die Arthrose recht früh erkannt wird und eine konkrete mechanische Ursache für die Störung des Bewegungsablaufes gefunden wurde, kann ein operativer Eingriff die Arthrose in vielen Fällen noch stoppen. Arthrose im Frühstadium kann durch neue Behandlungsmethoden wesentlich effektiver behandelt werden als stark fortgeschrittene Arthrose.

Die Behandlung der Arthrose richtet sich also nach vielen Umständen. Vor allem richtet sie sich aber nach dem Verlauf und dem Stadium der Erkrankung.

 

"Sanfte" Sportarten bei Arthrose

  • Radfahren
  • Hometrainer
  • Elliptic Trainier (Cross-Trainer)
  • Aqua-Jogging
  • Schwimmen (je nach betroffenem Gelenk)

Physiotherapie gehört zu den grundlegenden Empfehlungen, die bei Gelenkarthrose immer richtig sind. Die physiotherapeutische Behandlung hat mehrere Ansatzpunkte.

 

Kräftigung und Verbesserung der Gelenkführung:

Vor allem im Bereich der Kniearthrose konnte gezeigt werden, dass Muskelaufbau und Kräftigung den Knorpelverschleiß deutlich verlangsamen und die Schmerzen reduzieren. Das lässt sich auch auf andere Gelenke übertragen. Eine gut trainierte Muskulatur entlastet die Gelenke im Alltag.

 

Verbesserte Knorpelernährung durch Bewegung:

Gleichzeitig optimiert regelmäßiges Training oder auch nur das Einbauen von Gehstrecken in den Alltag den Stoffwechsel im Gelenk und verbessert die Knorpelernährung. Empfohlen sind 6000 Schritte oder mehr. Aber auch kleinere Strecken helfen.

 

Die verbesserte Koordination unterstützt das Gelenk:

Die Koordination der Bewegung wird nicht nur durch Muskelkraft, sondern auch durch neurologisches Training unterstützt. Neurologische Defizite sind wichtige Auslöser von Arthrose in den Gelenken. Durch besser koordinierte Bewegungen kann man das Gelenk länger gesund erhalten. Bewegungstraining ist daher ein wichtiger Aspekt der Physiotherapie bei Arthrose.

 

Krafttraining als knorpelschützende Maßnahme:

Krafttraining ist nicht nur bei Spitzensportlern eine Maßnahme zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Es ist in seiner Wirkung direkt knorpelschützend und beugt damit der Entwicklung von Arthrose vor.

Ein wichtiger Faktor bei der Arthroseprävention ist die Entlastung der Gelenke durch die leistungsfähigere Muskulatur. Wichtig ist aber die richtige Dosierung der Übungen. Die Belastung der Gelenke sollte unterhalb der Rupturgrenze (Riss-Grenze) der Knorpelmatrix bleiben, um Knorpelschäden vorzubeugen. Die Dosierung der Belastung ist besonders wichtig für Patienten, bei denen der Gelenkknorpel schon von der Arthrose angegriffen wurde. Die Belastungsgrenze für Krafttraining ist dann bereits vermindert. Betroffene sollten im Training mit geringeren Belastungsspitzen (weniger Gewicht), dafür aber mit mehr Wiederholungen arbeiten. Eine sorgfältige Einweisung durch einen Physiotherapeuten ist daher von Vorteil.

Durch Krafttraining entstehen biochemische Reaktionen im Knorpel: Die Synthese von wasserbindenden Aggrekanen (Knorpelproteine) im Knorpel wird erhöht. Damit steigen die Dicke des Knorpels und die mechanische Pufferkapazität im Gelenk wieder an (Literatur zu Krafttraining bei Arthrose).

Wichtig für die Prävention von Überlastungsschäden am Knorpel ist es auch, eine endgradige Belastung der Gelenke in voller Streckung oder voller Beugung zu vermeiden.

Die Belastung der Gelenke während des Krafttrainings sollte zudem nicht statisch gehalten werden, sondern in Bewegung erfolgen, um eine lokale Überlastung der Knorpelflächen zu vermeiden.

 

 

Operationen

  • Knorpelzelltransplantation (ACT)
  • arthroskopische Operation
  • Teilprothese (Knie)
  • Totalendoprothese (Knie-Prothese, Hüft-Prothese, Schulterprothese, Sprunggelenkprothese)

 

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